Geschichte des Festivals
Mit einer Aufführung der Missa festiva op. 62 von Flor
Peeters und einem Orgelkonzert von Professor Wolfgang
Stockmeier konnte im Dezember des Jahres 1986 in der Herz Jesu
Kirche in Bottrop der seinerzeit größte Orgelneubau seit
Bestehen des Bistums Essen geweiht werden. In den darauf
folgenden Jahren 1987 und 1988 fanden im Januar an der
Rensch-Orgel (IV/56) jeweils eine Woche mit Benefizkonzerten
zu Gunsten der Restfinanzierung statt, an der sich junge
Organisten aus ganz Deutschland (u.a. Bernhard Haas und Jürgen
Kursawa) beteiligten. Die gut besuchten Konzerte erlebten auch
eine positive Resonanz bei zahlreichen Besuchern, die aus dem
gesamten Ruhrgebiet nach Bottrop kamen. Auf Anregung des
damaligen Kulturdezernenten entstand aus der Konzertreihe das
Festival Orgel PLUS, das im Januar 1989 vom Kulturamt der
Stadt Bottrop und dem Kulturrat, einem Verein
kulturinteressierter Bürger, gemeinsam zum ersten Mal
durchgeführt wurde.
Nach der Idee des künstlerischen Leiters Dr. Gerd-Heinz
Stevens konnten durch das "PLUS" in einer Stadt, die nur über
drei konzerttaugliche Orgeln verfügt, zahlreiche
Kirchengemeinden in das Projekt einbezogen werden.Gleich zu
Beginn des Festivals wurden neben den Konzerten Gottesdienste,
Exkursionen, Ausstellungen, Meisterkurse und Veranstaltungen
für Kinder eingeplant.
Zur Orgel haben sich inzwischen neben den traditionellen
Orchesterinstrumenten, Panflöte, Drehorgel, Alphorn,
Klanginstallationen, Film, Pantomime und Tanz hinzugesellt.
Zu den Gästen des Festivals gehörten unter anderem Agnes
Giebel (Sopran), Ludwig Güttler (Trompete), Giora Feidman
(Klarinette), Hans Clarin (Sprecher), das Kammerorchester Carl
Philipp Emanuel Bach, der Dresdner Kreuzchor und der Tölzer
Knabenchor.
Als Interpreten waren viele der bedeutenden europäischen
Organisten zu hören. So spielten Jon Laukvik, Ludger Lohmann,
Michael Schneider, Heinz Wunderlich, Wolfgang Baumgratz, Jozef
Sluys, Peter Planyavsky, Franz Lehrndorfer, Hedwig Bilgram,
Almut Rößler und Arvid Gast in Bottrop.
Die Meisterkurse wurden von Guy Bovet, Jon Laukvik, Hans
Haselböck, Peter Planyavsky, Daniel Roth, Jacques van
Oortmerssen, Ben van Oosten, Karl Bernhardin Kropf, Ewald
Kooiman, Gerd Zacher und Heinz Wunderlich durchgeführt.
Im Rahmen des Festivals sind verschiedene Werke uraufgeführt
worden, darunter Messen von Karsten Scholz und Kurt
Bikkembergs und Kompositionen von Jürg Baur, dem 2003 ein
Konzert anläßlich des 85. Geburtstags und 2008 ein Konzert
anläßlich des 90. Geburtstags gewidmet war, sowie von Harald
Genzmer zu seinem 95. Geburtstag 2004 und im Gedenkkonzert
anläßlich des 100. Geburtstages 2009.
Daneben konnten einige selten aufgeführte Werke für Orgel und
Orchester und oratorische Werke im Rahmen von Orgel PLUS zu
neuem Leben erweckt werden. Dazu gehören Konzerte und
Konzertstücke von Charles Villiers Stanford, Horatio Parker
und Gerard Bunk und das Te Deum von Otto Nicolai.
Für das Festival 2007 war zum zweiten Mal der Dresdner
Kreuzchor eingeladen und eine Aufführung des Te Deums für 2
Orgeln, 6 Harfen und Chor von Charles Gounod gehörte zu den
Höhepunkten. Beim 31. Festival Orgel PLUS 2019 gastierte zum
3. Mal der Tölzer Knabenchor.
Zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres 2010 präsentierte sich
das Festival mit großem Erfolg in einer zweiwöchigen Ausgabe.
Das Interesse an dem Bottroper Festival ist in den vergangenen
Jahren stets gewachsen und es hat auch einige
Nachahmungsversuche u. a. auch in Japan gegeben. Mehrere
Musikverlage bieten inzwischen in ihrem Sortiment auch "Orgel
PLUS"-Werke an.